Der Essay weist nach einer knappen Darstellung der deutschen Übersetzungstheorie seit Herder auf fünf Besonderheiten der Theaterübersetzung hin (Mündlichkeit, Figurensprache, Beziehungsgestaltung, Verständlichkeit, Theatralität / Fiktionalität) und wendet diese Prinzipien auf Pierre Corneilles Komödie Le Menteur (1643) und deren verschiedene deutsche Versionen an. Es wird analysiert, wie die verschiedenen Übersetzer mit den spezifischen Widerständen (=Schwierigkeiten, Hindernissen) umgingen, um eine möglichst originalnahe und rhetorisch gleichwertige Fassung des sprachlich brillanten Originals herzustellen. Der knappe literatursprachliche Textvergleich Stackelbergs in Weltliteratur in deutscher Übersetzung (1978) wird hier einerseits um weitere Versionen ergänzt, andererseits um grundlegende Überlegungen der Theaterübersetzung - im Sinne der übersetzerischen Inszenierung ‑ erweitert. Darüber hinaus ergibt die genaue Textanalyse interessante Einblicke in biographische und kulturelle Motivationen und Rahmenbedingungen des Übersetzens. Das Schleiermachersche Entweder-Oder-Prinzip, das mit Venuti's Bevorzugung des Foreignizing (gegenüber Domesticating) in der englischsprachigen Übersetzungswissenschaft propagiert wird, wird auf dem Feld der Theaterübersetzung strikt abgelehnt.